Home · Pilgrim · Hören · Kontakt · Hörbuch Potsdam | Hörbuch SalzburgCD-Inhalt · Galerie · CD bestellen
   
 

Rezensionen

»Salzburg-Mythos, Zauber und Tragik einer einzigartigen Stadt«

Rezension von Gerhard E. Gründler im Magazin Salzburger Volkskultur 11/2009

Wer Salzburg, Stadt und Land, lieb und wert hält und schon immer über die übliche Verkitschung und Verniedlichung von Edelweiß bis Mozartkugel den Kopf schütteln musste, der bekommt hier zu hören, was ihm Lokalpatriotismus und Tourismuswerbung gerne vorenthalten: eine kritische Stadtgeschichte mit Licht und Schatten, die allem Schönen und Prächtigen, dem Bewundernswerten und Erhabenen erst dadurch gerecht wird, dass sie es vor einen Hintergrund rückt, der auch von schrecklichem Unrecht, Verfolgung und Vertreibung von Juden und Protestanten, historischen Irrwegen und landesherrlichem Versagen geprägt ist. Nur so wird Geschichte lebendig.

Der Autor Rudolf Kronenbitter, ein Sohn der Stadt, mochte sich nicht mit dem banalen Heile-Welt-Image seiner Heimat abfinden. Und so leistet er Aufklärung im besten Sinne des Wortes, scheidet Legenden von den Realitäten, macht auch deutlich wie guter Bürgersinn anfällig wird für Nationalismus, Faschismus und Rassenwahn. Sein Text spart Unbequemes nicht aus, schildert in klarer, pointierter und eleganter Sprache die Entwicklung von der Gründung der Stadt bis zur Gegenwart. Die Epoche der großen Erzbischöfe (1587-1709), die Entdeckung des Tourismus sowie die mit dem Sterben der ersten Republik verwobene Geschichte der als »verjudet« geschmähten Festspiele sind mir als besonders gelungene Kapitel im Ohr geblieben.

Elisabeth Trissenaar und Nikolaus Paryla sprechen diesen Text im Wechsel, ohne dass die Regie auch nur riskiert hätte, dass hier zwei Große des deutschsprachigen Theaters vielleicht anfangen, einen Dialog zu praktizieren oder gewissermaßen im Duett zu sprechen. Sie bekamen ihre Textpassagen zugewiesen und mussten sie jeder für sich allein im Studio lesen. Das hat die essayistische Struktur bewahrt und jede unwillkürliche und hier unangebrachte Mimenkonkurrenz vermieden. Es steigert zugleich die Möglichkeiten ihrer Stimmen, zwingt zum Äußersten an Artikulation. So werden das Aasige oder Grimmige bei einigen bösen Passagen deutlich hörbar, auch ein nur angedeutetes Glucksen, wenn Komik lauert, das Nasale, wo sich Hochmut regt, wenn nötig auch Ehrfurcht und Bewunderung.

Viele Salzburger, gewiss aber die meisten Besucher werden von diesen beiden CDs Unerhörtes, Niegehörtes oder Vergessenes erfahren. Deshalb ist diese Hörbuchproduktion von ganzen Herzen jedem Salzburgliebhaber zu empfehlen.

 

Weitere Informationen